„Handel sollte eine soziale Begegnungsstätte sein. Die Menschen sollen zu uns kommen und sich bei uns treffen.”

Ellen Wigner spricht über ihren vielseitigen Ansatz für den B2C-Handel und erklärt, warum Wahrhaftigkeit beim Kunden stärker punktet als Authentizität.

Vom Sportfachhandel zum einmaligen Einkaufserlebnis:

Ellen Wigner hat zusammen mit ihrem Ehemann Eberhard ein besonderes Handelskonzept entworfen: Nach ihrem Start im eigenen Sportkaufhaus arbeiten sie seit 2001 am Lebenswerk: Der Concept-Store erlebe wigner! in Zirndorf (Landkreis Fürth) vereint Mode, Accessoires und Gastronomie zum breiten Einkaufs- und Kulturerlebnis. Zwischen Handel und Kunst verschwimmen die Grenzen. Das gute Gefühl geben Ellen und ihre Mitarbeiter:innen individuell an die Gäste weiter – und bedienen damit eine exklusive Nische.

Jeder Moment zählt – egal, wer sich im Store begegnet.

„Wir sind kein Laden im herkömmlichen Sinne. Für unsere Verkaufsfläche haben wir ein hybrides Nutzungsmodell, das heißt: Alle Warenträger sind auf Rollen, binnen zwei Stunden können wir die ganze Fläche umgestalten.“ Ihr innovativer Ansatz für den Einzelhandel läuft zentral über zwischenmenschliche Beziehungen vor Ort. Kunden, Kulturschaffende, Mode und Lifestyle funktionieren nur gemeinsam: „Unser Gedanke, Einzelhandel zu machen, war schon immer: Wir möchten Menschen zusammenbringen, ohne moralische Verpflichtung. Wir nehmen den sozialen Druck ein Stück weit heraus.“

Beratung und Verkauf im B2C-Bereich richten sich am Gegenüber aus: Jede:r bei erlebe wigner! soll sich im Handelsprozess auf den Anderen einlassen. Dabei ist für Ellen Wigner die Emotion entscheidend. „Es ist eine Aufgabe, dich immer auf die Menschen einzustellen. Das ist alles anspruchsvoller geworden.“

Nische besetzen vs. Handel auf allen Kanälen

Kleidung ist im Store das stärkste Segment, durch stetige Neuausrichtung wächst aktuell der Gastro-Bereich am schnellsten. Der Ansporn, für den Einzelnen den perfekten Augenblick zu schaffen, fordert volle Konzentration vor Ort: „Wir haben keinen großen Fokus auf E-Commerce. Das Vor-Ort-Erlebnis ist dort schwer zu transportieren.“ Stattdessen sollen Gäste, Kund:innen und Mitarbeiter:innen die exklusive Gemeinschaft zu 100 Prozent fühlen: „Ich nehme lieber die Nische und bespiele diese so gut für meine Community, dass ich darin relevant bin.“

Kundenorientierung als Schlüssel zum Erfolg

Die vielfältige Gemeinschaft spiegelt sich im gesamten Team und dessen Beratung wider: „Das Einkaufserlebnis muss so gestaltet werden, dass die Ware nicht nur unsere Lieblingsstücke sind – sondern, dass ich mich in meine Community hineindenken kann.“ Die Symbiose von individuellen Charakteren im Store und Wigner’scher Unternehmenskultur schafft den Nährboden für erfolgreichen Einzelhandel.

Ellen Wigner möchte hier den entscheidenden Schritt voraus sein – und setzt in der Lieferkette auf Wahrhaftigkeit statt Authentizität: „Ich hatte mich vor Jahren auf schriftliche Zertifikate eines Herstellers verlassen. Diese waren aber nicht wahrhaftig. Du hast also Ware da, die du nach deinen Werten eingekauft hast und stellst fest: Die haben dir eine Geschichte erzählt. Authentisch, aber nicht wahrhaftig.“

Klare Worte sind wertvoller als bunte Geschichten. So prüft das Unternehmen etwa die Qualität seiner Ware nach eigenen, strengen Vorgaben: „Wir können nicht alles nachhaltig oder Fairtrade haben, dafür ist das Angebot zu gering. Aber ich kann sagen: Diese Bedingungen akzeptiere ich – und gebe das den Kunden ehrlich weiter.“

Im machen.de Podcast spricht die Co-Chefin von erlebe wigner! ausführlich über den Mix aus Kultur und Verkauf im Store und ihren Weg, die Unternehmensphilosophie und deren Werte an jede:n im Team zu vermitteln.

Zur gesamte Folge des Machen.de Podcasts: